Bio Milch

Sind Kühe, die Bio Milch geben, glücklicher

Seit mehr als 10.000 Jahren halten Menschen Rinder, heute sind es vermehrt Kühe, die die Weiden bevölkern. Diese gemütlichen Wiederkäuer mit den sieben Mägen sind nicht nur ein schöner Anblick, sie sorgen auch dafür, dass das Weideland für den Menschen nutzbar wird. Im Unterschied zu Kühen können Menschen bekanntlich Gras weder verdauen noch verwerten. Viele Weideflächen in Deutschland sind als Ackerland nicht zu gebrauchen, aber der Boden des Weidelands ist ein sehr wichtiger Speicher für CO2.

Gäbe es keine Rinderhaltung, dann würden diese ungenutzten Flächen als Nahrungsressource verloren gehen. Kühe sorgen auch über die Milch, die sie geben, dafür, dass die Grünflächen für den Menschen wieder verwertbar werden. Das Produkt der Kühe wird mittlerweile in vielen verschiedenen Verarbeitungsstufen und Herstellungsverfahren angeboten, unter anderem auch als Bio Milch.

Die verschiedenen Verarbeitungsstufen

Das, was bei den Kühen aus dem Euter kommt, hat aktuell einen schlechten Ruf, gehört aber trotzdem zu den Grundnahrungsmitteln und wird gerne getrunken. Die Milchverarbeitung ist vielschichtig und die vielleicht bekannteste Form ist das Pasteurisieren. Benannt nach dem französischen Chemiker und Physiker Louis Pasteur wird die weiße Flüssigkeit auf eine Temperatur von 75° Grad erhitzt, um alle Bakterien abzutöten. In Deutschland ist das Pasteurisieren Pflicht. Damit bleibt das Produkt mindestens für zehn Tage haltbar und die Herstellung gilt als traditionell.

Eine andere Verarbeitungsform ist homogenisieren. Bei dieser Form werden winzige Fettkügelchen in der Flüssigkeit zerkleinert, sodass eine homogene Masse entsteht. Ist das Produkt aus dem Kuheuter nicht homogenisiert, dann rahmt sie auf, was bedeutet, dass sich Fett und Wasserbestandteile nicht auf Dauer vermischen können. Wird die Milchtüte vor dem Öffnen geschüttelt, dann wird alles wieder miteinander vermischt.

Die dritte Form ist die Ultrahocherhitzung, bei der Enzyme und Mikroorganismen abgetötet werden, indem man sie auf 150° Grad erhitzt. Im Supermarkt wird dieses Produkt als H-Milch angeboten und kann sowohl gekühlt als auch ungekühlt mehrere Monate in der Speisekammer stehen. Möglich ist zudem noch das sogenannte ESL-Verfahren. Die drei Buchstaben stehen für Extended-Shelf-Life, was dafür sorgt, dass die Frischmilch im Kühlschrank bis zu drei Wochen lang haltbar ist. Für dieses spezielle Verfahren gibt es zwei unterschiedliche Optionen, einmal eine kurzzeitige Erhitzung auf 127° Grad, die sogenannte Hocherhitzung und zum anderen das Mikrofiltrationsverfahren. Hierbei wird der Anteil an Magermilch durch einen sehr feinen Filter gepresst, um die Bakterien vollständig zu entfernen.

Voraussetzungen für eine ökologische Tierhaltung

Was darf sich in Deutschland Bio Milch nennen und was nicht? Die Anforderungen für die Bio Milch sind nach einer Verordnung der EU sehr klar geregelt. So müssen die Tiere einen Zugang zur Weide und in den Wintermonaten ausreichend Bewegungsfreiheit im Stall haben. Die Kühe dürfen kein Futter fressen, was gentechnisch verändert wurde, auch vorbeugende Medikamente sind verboten. Entscheidet sich ein Landwirt für Bio und damit für eine ökologische Bewirtschaftung seines Hofes, dann wird sein Betrieb einmal im Jahr von unabhängigen Stellen kontrolliert. Steht auf der Packung Bio Milch, dann wird damit ein hoher Standard garantiert, sowohl bei der Haltung als auch bei der Fütterung der Tiere.

Was ist eigentlich Heumilch?

Beim Thema gesunde und naturbelassene Milch steht gerne die sogenannte Heumilch im Mittelpunkt. In diesem Fall werden die Kühe ausschließlich mit Getreide, Heu und Gras gefüttert. Der Begriff Heumilch ist in der EU gesetzlich geschützt und es gibt festgelegte Standards, die die Milchbauern erfüllen müssen. Der Begriff Heumilch sagt allerdings nichts darüber aus, wie die Tiere gehalten werden und wie viel Platz sie im Stall haben. Verbraucher können jedoch davon ausgehen, dass die hohen Anforderungen, die an die Fütterung gestellt werden, auch bei der Haltung gelten.

Weidemilch – auf die Haltung kommt es an

Der Begriff Weidemilch ist, anders als die Heumilch, nicht gesetzlich geschützt. Rein theoretisch kann jeder Landwirt, der Kühe hält, deren Produkt als Weidemilch anbieten und verkaufen. Allerdings gibt es seit 2017 das Label „Pro Weidemilch“. Diese Milch muss von Kühen stammen, die pro Jahr mindestens für 120 Tage jeweils sechs Stunden auf einer Weide Auslauf hatten.

Landmilch – ein Begriff aus dem Marketing

Landmilch – dies klingt nach glücklichen Kühen, die auf saftig grünen Wiesen weiden. Im Hintergrund sind die schneebedeckten Berge zu sehen und es gibt nichts, was dieses Idyll trüben könnte. Leider ist so etwas nur eine Fiktion, denn Landmilch ist ein Begriff aus dem Marketing und hat mit echter Bio Milch nichts zu tun. Steht auf der Verpackung Landmilch, dann sagt es nichts über die Fütterung und die Haltung der Tiere aus. Der Verbraucher kann höchstens erkennen, dass die Kühe nicht in der Großstadt gehalten wurden. Das Gleiche gilt übrigens für den Begriff Alpenmilch, der ebenfalls nicht gesetzlich geschützt ist. Wer die bekannte Schokolade kauft, die angeblich aus Alpenmilch entsteht, erfährt nicht, wie gut oder weniger gut es den Kühen geht.

Das Biosiegel der EU

Allein in Deutschland gibt es mehr als 100 verschiedene Ökolabel und Biosiegel, da verlieren Verbraucher sehr schnell den Überblick. Dabei ist nicht überall Bio drin, wenn es auf der Verpackung vermerkt ist, verbindlich sind nur wenige Siegel, auf die sich die Verbraucher verlassen können. Dazu gehört das 2010 eingeführte Biosiegel der EU. Es ist auf allen Lebensmitteln zu sehen, die biologisch produziert und ausschließlich in der EU produziert wurden. In den deutschen Supermärkten tritt dieses Siegel besonders häufig in Erscheinung, insbesondere bei Milchprodukten und bei Bio Milch.

Landwirte müssen die Grundanforderungen erfüllen, wie eine artgerechte Tierhaltung, Futter aus biologischem Anbau und das Weglassen von Pflanzenschutzmittel und chemischen Düngern. Wer das Siegel der EU bekommen will, wird mindestens einmal im Jahr kontrolliert. Verbraucher können über einen besonderen Code auf der Verpackung jederzeit die Kontrolle zurückverfolgen.

Video: Bio und konventionell: Blick in zwei Milch-Bauernhöfe

Bio und konventionell: Blick in zwei Milch-Bauernhöfe

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Fazit zu Bio Milch

Wer Bio Milch trinken will und wem das Wohl der Tiere am Herzen liegt, muss beim nächsten Einkauf nur auf die Siegel achten, die sich auf der Verpackung befinden. Die Begriffe Alpenmilch, Weidemilch oder Landmilch sind irreführend und dienen nur dazu, das Produkt besser an den Mann oder die Frau zu bringen. Ein ebenfalls sicheres Siegel ist das Deutsche Biosiegel, was man an seiner sechseckigen Form sehr gut erkennen kann. Die Verbraucher in Deutschland sehen es als sehr vertrauenswürdig an. Hierbei müssen die gleichen Anforderungen wie beim Siegel der EU erfüllt werden. Das Gleiche gilt für das „Demeter“ Siegel, was es inzwischen seit mehr als 100 Jahren gibt.

Bild: @ depositphotos.com / Valentyn_Volkov

Tommy Weber
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